Resilienz - Wie Kinder nach Trennung und Scheidung der Eltern wieder stark werden können

Es gibt Menschen, die die schwierigsten Lebensbelastungen bewältigen, bei denen man sich wundert, dass sie psychisch nicht völlig am Ende sind, zum Beispiel nach Trennungen, nach Tod, Gewalt oder Einsamkeit.

Resilienz meint die Widerstandskraft, die Menschen Krisen meistern und Schweres durchstehen lässt.
Resilienz ist der Wille zu überleben. Kinder, die durch die Trennung und Scheidung ihrer Eltern einen einschneidenden Lebensabschnitt zu bewältigen haben, brauchen psychische und physische Stärke, um diese Lebenskrise ohne langfristige  Beeinträchtigung zu überstehen.

Eine wichtige Voraussetzung ist die stabile emotionale Bindung zu einem Erwachsenen. Falls die Eltern aufgrund ihrer persönlichen Probleme, die eine Trennung verursachen, diese Stabilität in ihrer momentanen Lebenssituation nicht aufbringen können, sollten  Verwandte, Freunde oder Lehrer diesen Part übernehmen. Sie geben den Kindern die Sicherheit, nicht allein zu sein, sondern in einem Netzwerk eingebunden zu sein, das verlässlich ist und trägt. Sie sind Ansprechpartner wenn es darum geht, die mit einer Trennung verbundenden Gefühle loszulassen: Tränen, Wut und Ängste, aber auch Schuldgefühle dürfen sein und verunsichern nicht. Stattdessen werden die Kinder empathisch unterstützt und es wird ihnen geholfen, sich an ihre Ressourcen zu erinnern und daraus zu schöpfen.

Kinder brauchen Menschen, die als soziales Vorbild dienen und zeigen, wie Probleme  konstruktiv gelöst werden können. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder in Familien, in denen beide Elternteile versuchen, ihre Scheidung gut zu verarbeiten und im Interesse des Kindes gemeinsame Vereinbarungen treffen, keine längerfristigen Folgen davontragen. Eindeutig wird davon ausgegangen, dass die Befindlichkeit und Sozialentwicklung des Kindes entscheidend von der Konfliktbelastung der Eltern abhängt.

Ein letzter Punkt soll noch genannt werden:
Es macht Kinder stark, schon früh Leistungsverantwortung zu übernehmen. Das kann ein Amt in der Schule oder in der Jugendarbeit sein, das kann aber auch bedeuten, Aufgaben in der Familie zu übernehmen oder sich für jüngere Geschwister mitverantwortlich zu zeigen. Fast jedes Kind ist schon sehr früh bereit, anderen zu helfen. Dieser  Wunsch kann aufgegriffen und gefördert werden, indem die Kinder die Möglichkeiten bekommen, in ihrem Umfeld etwas positiv zu verändern. Das wirkt sich nicht nur zufriedenstellend aus auf den, dem die Hilfe zuteil wird sondern auch auf die Kinder selbst, deren Selbstwertgefühl und soziales Gewissen entwickelt wird.

Erziehung zur Resilienz kann dazu beitragen, dass Kinder trotz widriger Lebensumstände mit einer guten Basis ausgestattet sind, um ihren Weg ins Leben gehen zu können.

Edith Lauble